Am 10. September 2022 verschwinden zwei Einheimische der Azoreninsel Pico spurlos. Schnell gerät ein deutsches Auswanderer-Paar in das Visier der portugiesischen Ermittler - und die haben nur ein Ziel: Den Fall so schnell wie möglich zu klären. Ohne Rücksicht auf Verluste. 

Tom hat den Doppelmord gestanden, dann ist er auch schuldig!

Oder vielleicht doch nicht?

Wie waren die Umstände, als Tom am 20.09.2022 ein "Geständnis" abgelegt hat?

Der mehr als 1.000 Seiten starken Akte ist ein Vermerk zu entnehmen, dass Tom nichts gegessen und nur etwas Wasser getrunken hat. Das soll über einen Zeitraum von mindestens drei Tagen so gegangen sein.

Tom hatte sich am Dienstag, dem 20.09.2022 im Gerichtsgebäude für seine zweite Anhörung befunden. Im Anschluss wurde Tom aus dem Gerichtssaal herausgeführt und in ein Nebenzimmer gebracht, um auf seinen Abtransport zu warten. 

Aus dem Fenster heraus konnte Tom den Eingang des Gerichtsgebäudes beobachten. Von dort aus sah er seine Ruth, die in Begleitung ihrer Anwältin auf die Eingangstür zusteuerte. Er konnte erkennen, dass sie verheult und sichtlich angeschlagen war.

Tom fing an zu weinen und sagte zu einem der Beamten, dass er jetzt was sagen wolle. Daraufhin wurde er in das Büro der Staatsanwältin geführt und legte im Beisein seiner Anwältin und des Übersetzers ein "Geständnis" ab. Eine Audioaufzeichnung gibt es leider nicht. Lediglich die Staatsanwältin schrieb auf Portugiesisch auf, was er sagte, bevor Tom das Dokument unterschrieb. 

Wir haben Tom einen Brief mit einigen Fragen zukommen lassen - unter anderem auch, wie es dazu gekommen war, dass er ein "Geständnis" ablegte, das er später widerrief. Warten wir seine Antwort ab.

Aber die Vermutung liegt nahe, dass er unter starken psychischen Stress stand und körperlich geschwächt war. Als er dann sah, wie sehr Ruth unter der Situation litt, könnte ihn das dazu bewogen haben, sich einen Tatablauf zusammenzureimen ("zusammenreimen" deshalb, weil seine Angaben laut Gutachten nicht mit den objektiven Spuren übereinstimmen), um der Sache ein vermeintlich schnelles Ende zu setzen. Wahrscheinlich hatte er erkannt, wie aussichtslos die Situation war, denn die Beamten hatten ihm deutlich gemacht, dass sie der festen Überzeugung waren, dass er ein Doppelmörder ist.

Das ist aber lediglich eine Spekulation. Sobald uns seine Antwort vorliegt, werden wir den Brief hier auf der Seite veröffentlichen, um etwas Licht ins Dunkel zu bringen.

Wir zitieren nun aus Folgendem Dokument: „Kriminalistisch-forensisches Gutachten zum mutmaßlichen Tötungsdelikt vom 10.09.2022 auf den Azoren - Strafaktenforensik“ 

vom 04. September 2023, 

erstellt von Marius A. Richter, Master of Laws & Kriminalist, 

Michael Roth, Dipl. Wirtschaftsjurist & Kriminologe und 

Prof. Dr. iur. Andreas Teufer, 

Institut für angewandte Kriminalistik und Forensik, https://www.richter-roth.de

4.4. Geständnis Tomislav Jozic

Am 20.09.2022 legte Tomislav Jozic gegenüber der Staatsanwaltschaft ein Geständnis ab. (Bl. 325 – 326 der Akte) Nachfolgend ist die entsprechende Niederschrift wörtlich wiedergegeben. 

„Der Angeklagte sagte, dass die beiden Opfer, zwei Männer mittleren Alters, die er nicht kannte, die nicht mehr jung waren, am 10.092022, er erinnert sich nicht an die Zeit, aber gegen Mittag, sich seiner Grundstücksmauer näherten, die eine Ecke mit der Küste bildet, und sie begannen mit der Arbeit an den Steinen, die die beiden Grundstücke begrenzen, und machten eine Mauer. Der Angeklagte fragte. was sie dort machten und fing an zu fotografieren, einer von ihnen versuchte seine Kamera wegzunehmen und der andere begann, den Angeklagten zu filmen. 

Eines der Opfer, das mit der kleinsten Statur, befand sich bereits im Bereich außerhalb des Geländes, nahe der Küste, mit einem Stein, mit dem er versuchte, den Angeklagten zu schlagen, ohne ihn geworfen zu haben, während das andere Opfer, das größer und scheinbar älter war, ein Messer auf ihn richtete. In diesem Moment schoss der Angeklagte, der eine 22-Kaliber Waffe trug, die Ihm gehörte, auf das Opfer, das das Messer in der Hand hielt, auf den Kopf und schoss dann dem anderen Opfer in den Kopf. 

Der Angeklagte kann sich nicht erinnern, ob er noch weitere Schüsse abgefeuert hat, er gab jedoch an, dass die Opfer bald starben. Der Angeklagte holte eine Schubkarre, transportierte die Leichen über die Mauer, legte sie In den Karren und transportierte sie zu seinem Haus, in einem etwa 15 Meter entfernten Bereich, wo er normalerweise verbrannte. 

Der Angeklagte nutzte die ihm zur Verfügung stehenden brennbaren Flüssigkeiten (Benzin, Diesel, Benzol), Brennholz und Kunststoffmaterialien, um die Leichen, Ihre Kleidung und Schuhe zu verbrennen. Er begann gegen 14 Uhr mit dem Anzünden des Lagerfeuers und dauerte mehrere Stunden, nämlich die ganze Nacht. Am nächsten Morgen nahm der Angeklagte die vorhandenen Spuren, die er als bloße Asche bezeichnete, und verteilte sie auf dem Land, seinem Eigentum. 

Der Angeklagte verweist darauf, dass er die Schubkarre, mit der er die Leichen transportierte, mit Wasser und Reinigungsmittel gereinigt habe, außerdem habe er die Blutspur mit Wasser, Reinigungsmitteln und Natronlauge auf dem Boden gereinigt. 

Er nahm eine der Munitionshülsen, mit denen er geschossen hatte. Er sagte auch, dass er tote Fische und Fischeingeweide (Köder) neben der Wand verstreute, weil er nicht in der Lage war, alle Blutreste an der Wand zu entfernen und darauf wartete, dass die Vögel und andere Tiere die Spuren einsammelten. 

zu den Teppichen, die am nächsten Tag aufgehängt wurden, sagte er, dass er und seine ebenfalls angeklagte Frau beschlossen hätten, das Haus zu reinigen und das nichts mit den Morden zu tun gehabt hätte. 

Seine Frau arbeitete am 10.09.2022 im Haus in Faial und ging trotzdem einkaufen, sie kam erst gegen 20 Uhr nach Hause. Der Angeklagte löschte sämtliche Bilder aus dem Videoüberwachungssystem. Der Angeklagte ist bereit, mit den Polizeibehörden zusammenzuarbeiten, um das Verbrechen zu rekonstruieren und den konkreten Tatort anzugeben Asche aus den Körpern der Opfer. …“

Anmerkungen der Gutachter

In seiner Aussage bestätigt Jozic erstmalig, dass es einen Kontakt zwischen ihm und den zwei vermeintlichen Opfern am 10.09.2022 gegeben hat. Zuvor handelte es sich bei der unmittelbaren Konfrontation zwischen den vermeintlichen Opfern und Tomislav Jozic um eine – durch keine protokollierte Zeugenaussage bestätigte – polizeiliche Tat-Täter-Theorie. Und der Umstand der Beseitigung der mutmaßlichen Leichen von Mario Coucelos und Mario Sobral durchs Verbrennen derselbigen auf dem Grundstück des Paares Hager/Jozic mittels eines Lagerfeuers war bis zu diesem Zeitpunkt gemäß Aktenlage polizeilich nicht erwogen worden. 

Bis zu diesem Zeitpunkt war der Verbleib dieser Leichen ungeklärt. 

Jozic erklärt in seiner Aussage, er erinnere sich nicht an die Zeit, aber gegen Mittag hätten sich die Personen seiner Grundstücksmauer genähert. Gegen Mittag bedeutet nach deutscher Auffassung gegen 12:00 Uhr. Der Zeuge F. A. will allerdings am 10.09.2022 noch um 14:00 Uhr mit Mario Coucelos gesprochen haben; dabei soll sich Mario Sobral (zumindest eine weitere Person) im Fahrzeug des Mario Coucelos befunden haben. Nach Aussage von Jozic will dieser um 14:00 Uhr schon damit begonnen haben, das Lagerfeuer anzuzünden. 

Zu diesem Zeitpunkt muss er bereits die vermeintlichen Leichen vom Ort des angeblichen Geschehens wegtransportiert, seine Überlegung zur Beseitigung derselbigen beendet und alle Vorbereitungen zur Verbrennung dieser erledigt haben. 

Es kann davon ausgegangen werden, dass diese Aktionen eine gewisse Zeit (dabei wären zwei Stunden durchaus realistisch) in Anspruch genommen hätten. Dies insbesondere unter Berücksichtigung der schmerzhaften Dauerverletzung von Tomislav Jozic im Schulterbereich, die gemäß Angaben von Frau Ruth Hager durch ärztliche Bescheinigungen nachhaltig zu belegen ist. Eine Verletzung, die ihm das Heben und Bewegen der leblosen Körper von männlichen Personen erheblich erschwert haben dürfte. 

Bereits an dieser Stelle weicht die Jozic-Aussage von den tatsächlichen Realitäten deutlich ab. Diese Tatsache scheint den ermittelnden Beamten ebenfalls aufgefallen sein. Vermutlich deshalb verfasst der Inspektor, S. S. in seinem Schlussbericht vom 09.03.2023 auf Blatt 849 der Akte, unter Randnummer 9 wie folgt: „Der Zeuge F. A. war die letzte Person, die die Opfer am 10.09.2022 gegen 14:00 Uhr (vielleicht ein oder zwei Stunden früher) lebend sah, genau wenige Augenblicke, bevor sie zu dem Land gingen, das sie erwerben wollten“. 

Die Aussage „vielleicht ein bis zwei Stunden früher“ ist an keiner Stelle der protokollierten Aussage „F.“ vermerkt. Auch spricht F. nicht davon „gegen 14:00 Uhr“ sondern „um 14:00 Uhr“, was kaum einen Spielraum von zwei Stunden eröffnen dürfte! 

Warum sich der Inspektor, S.S. zu einer solchen Spekulation genötigt fühlt, ist nicht nachvollziehbar. Ein solches eigenmächtiges Verändern der Fakten stellt eine widerrechtliche Manipulation von Ermittlungsergebnissen dar, die gerade von Seiten einer objektiv ermittelnden Institution nicht zu erwarten wäre. 

Laut seiner Aussage will Jozic die beiden Personen gefragt haben, was sie dort machen und habe begonnen sie zu fotografieren. Dabei soll einer von ihnen versucht haben, ihm die Kamera wegzunehmen und der andere soll begonnen haben, Jozic zu filmen. Fraglich ist, mit welcher Kamera habe Jozic die Personen gefilmt. War es die Kamera seines Mobiltelefons oder war es eine separate Fotokamera. Fakt ist, diese angeblichen Fotos sind nicht aktenkundig. 

Folgt man der Aussage von Jozic, muss sich Jozic zum Zeitpunkt des ersten Ansprechens bereits außerhalb des Grundstücks Hager/Jozic befunden haben, denn ansonsten hätte keiner der beiden Personen auch nur theoretisch die Möglichkeit gehabt, nach der Kamera zu greifen, denn dazwischen wäre die Steinmauer. Auch wäre ein mögliches Bedrohungsszenario, das von den beiden Personen ausgegangen sein sollte – mit der Steinmauer dazwischen – ganz sicher nicht als so bedrohlich von Jozic empfunden worden, dass er sich zu den vermeintlichen Schüssen auf die beiden Personen veranlasst gefühlt hätte. 

Jozic erklärt zu dem weiteren Ablauf dieser Situation, eines der Opfer, das mit der kleinsten Statur, habe sich bereits im Bereich außerhalb des Geländes befunden, nahe der Küste, mit einem Stein, mit dem er versucht habe, den Angeklagten zu schlagen, ohne ihn geworfen zu haben, während das andere Opfer, das größer und scheinbar älter war, ein Messer auf ihn gerichtet haben soll. Jozic muss sich den beiden Personen von außen an der Küstenseite angenähert haben; er dürfte sein Grundstück durch das Tor verlassen haben und nach links um das Grundstück gegangen sein, bis er vor den Personen gestanden habe. 

Die Person mit der kleineren Statur (das dürfte Mario Sobral gewesen sein) müsste sich demnach von diesem Bereich etwas entfernt haben und damit einen größeren Abstand zum Jozic gehabt haben, als die größere und scheinbar ältere Person (das dürfte Mario Coucelos gewesen sein), die angeblich das Messer in der Hand gehalten haben soll. 

Indikativ hierfür wäre auch die geschilderte Reaktion von Jozic, nämlich, dass er erst auf die Person mit dem Messer geschossen haben will. Das würde insoweit Sinn machen, da von dieser Person nachvollziehbar die größere Gefahr ausgegangen wäre. In seinem Schlussbericht schildert S. S. auf Bl. 851 der Akte, unter Punkt 22 wie folgt: „Angesichts der Anwesenheit dieser beiden Personen in der Nähe seines Grundstücks, kam TOMISLAV JOZIC auf sie zu. Ihm zufolge tat er dies in einer ersten Phase, als er sich noch auf seinem Grundstück befand. Unter Berücksichtigung des feindseligen Profils des Angeklagten war das Gespräch nicht freundlich und TOMISLAV JOZIC ging den beiden Eindringlingen entgegen, bereits bewaffnet mit der Pistole, die er immer bei sich trug, verließ sein Eigentum und näherte sich bösartig den anderen außerhalb der Mauer, die das Gelände abgrenzt. …“ 

Wie S. S. auf diesen Ablauf des Aufeinandertreffens der drei Personen in zwei Phasen kommt, erschließt sich den Gutachtern nicht. Im Geständnis ist keine Rede von einer ersten Annäherung von Innen und einer weiteren von außen. Es wäre eher zu vermuten, dass sich die beiden Männer, Mario Coucelos und Mario Soares vor einer zweiten verbalen Auseinandersetzung zurückgezogen hätten und damit einem möglichen Konflikt aus dem Weg gegangen wären.

Entscheidend ist in dieser Situation, dass Tomislav Jozic nach seiner Schilderung sich dem Mario Coucelos angenähert hätte, während Mario Sobral sich bereits ein Stück weit entfernt hätte. Spiegelt man nun diese Situation auf die festgestellte Spurenlage vor Ort, so müsste diese Situation exakt umgekehrt stattgefunden haben, nämlich ein Mario Coucelos, der sich im hinteren Bereich aufhält, wo sich die Blutspuren befinden, die eindeutig nur Mario Coucelos zuzuordnen sind und im vorderen Bereich müsste Jozic eigentlich zunächst auf Mario Sobral gestoßen sein. Dort befinden sich offenbar (gemäß DNA-Gutachten, Bl. 796 ff. der Akte) Blutspuren, die jedoch nicht dem Mario Sobral zuzuordnen sind. 

Eines der wichtigsten Beweismittel der Polizeiermittler im vorliegenden Fall ist die vorgefundene Patronenhülse, die nach Verschießen der Patrone gemäß waffentechnischer Untersuchung aus der Waffe des Paares Hager/Jozic, nämlich der halbautomatischen Pistole des Herstellers Smith & Wesson, Modell 422 mit Kaliber 22 ausgeworfen wurde. Die Überprüfung der waffentechnischen Eigenschaften der halbautomatischen Pistole des Herstellers Smith & Wesson, Modell 422 mit Kaliber 22 ergab, dass die Patronenhülse nach dem Verschießen mit dieser Waffe in der Regel nach rechts ausgeworfen wird. Das liegt daran, dass das Auswurffenster an der rechten Seite der Pistole positioniert ist.

Folgt man den Überlegungen der polizeilichen Ermittler sowie den Angaben im „Geständnis“ des Tomislav Jozic zu den Standorten der mutmaßlich beteiligten Personen Jozic, Coucelos und Sobral in dieser möglichen Konfliktsituation, müssten die Patronenhülsen nach dem Verschießen nach rechts aus der Blickrichtung des Schützen ausgeworfen worden sein. Das heißt in diesem konkreten Fall in Richtung der Küste und ausdrücklich nicht in Richtung des Steinmauer. Mit dieser Feststellung verliert die Patronenhülse nach Einschätzung der Gutachter an Bedeutung – dies zumindest als Beweismittel für die Erschießung von zwei Personen. 

Sehr viel wahrscheinlicher ist die Annahme, dass die betreffende Patronenhülse an der besagten Stelle in der Steinmauer händisch platziert wurde, um von den tatsächlichen Geschehen an diesem Ort abzulenken; es handelt sich dabei um eine Trugspur. Bereits an dieser Stelle der Ausführungen zum Geständnis der Tomislav Jozic ist zu konstatieren, dass das „Geständnis“ mit der tatsächlichen Spurenlage bei der vermeintlichen Tataufführung nicht übereinstimmt. 

Diese Annahme bestätigen die bereits erfolgten Analysen und Bewertungen zu den weiteren Spuren wie bspw. dem Herzschrittmache/Defibrillator im vorliegenden Gutachten. Im Übrigen überrascht die Gutachter immer wieder der Schreibstil des Inspektors, S. S.,, der auffällig häufig seinen stark negativen Eindruck vom Tomislav Jozic in einen doch in der Sache rein objektiv abzufassenden Bericht mit negativen Eigenschaften wie „feindseliges Profil“ oder „näherte sich bösartig“ etc. belegt. Es vermittelt den Eindruck, als müsse er die wenigen objektiven Belege durch eine ausgeprägte Subjektivität verstärken. Das offenbart jedoch insgesamt die Schwäche seiner Tat-Täter-Theorie und die Schwäche der dieser Theorie zugrundeliegenden Beweislage. 

Offenbar hat S. S. ein Bild vom Tomislav Jozic in seinem Kopf kreiert, das von Vorurteilen und Vorbehalten gegen Jozic dominiert wird; ein Bild, das ihn antreibt, alles zu unternehmen, um Tomislav Jozic für einen mutmaßlichen Doppelmord zur Verantwortung zu ziehen. Auf diese Weise werden alle entlastenden Momente völlig ausgeblendet und Argumente, die nicht ganz passen, einfach passend gemacht im Sinne seiner Vorstellung und der Anklage. 

Es wird deutlich, dass S. S. den Fall, an dem arbeitet, höchst persönlich nimmt. Eine solche Einstellung und Sichtweise verbietet sich jedoch für einen staatlichen Polizeiermittler, der nicht nach subjektiven Gesichtspunkten zu ermitteln hat, sondern nach rein objektiven Gesichtspunkten seine Arbeit zu erledigen hat – ob es ihm passt oder nicht! 

Die angesprochene Subjektivität kommt auch in der folgenden Formulierung zum Ausdruck: „TOMISLAV JOZIC ging den beiden Eindringlingen entgegen, bereits bewaffnet mit der Pistole, die er immer bei sich trug.“ 

Dass Tomislav Jozic natürlich nicht immer eine Pistole bei sich führt, können bereits die Polizeikräfte bestätigen, die Herrn Jozic unangemeldet an den Tagen ab dem 11.09.2022 im Rahmen ihrer Ermittlungen in seinem Haus/Grundstück angetroffen haben. Dies gilt insbesondere an den Tagen, 11.09.2022 und 17.09.2022; in beiden Fällen war Tomislav Jozic nachweislich unbewaffnet! 

Das Problem einer solchen falschen Behauptung ist es, dass sie sich in den Köpfen der Adressaten (hier der Staatsanwaltschaft und dem Gericht) festsetzt und sogar von diesen übernommen wird. Eine solche negative Prägung stellt eine Gefahr für eine objektive Beweiserhebung und letztlich ein objektives Urteil dar.

Auszug aus dem oben erwähnten unabhängigen kriminalistisch-forensischen Gutachten zum Punkt "Geständnis" von Tom

Aktennotiz vom 20.09.2022 - Der Tag, an dem Tom sein "Geständnis" ablegte, das er später widerrief

"Wie gestern berichtet, will der Häftling Tomislav Jozic auch heute beim Frühstück nichts essen und trinkt nur das Wasser, das ihm zur Verfügung gestellt wird. Dieses Dokument, Nachtrag Nr. 5, wurde vollständig gelesen und geprüft und von der verantwortlichen Person ordnungsgemäß unterzeichnet."

Auszug aus Toms Brief vom 10.07.2024

Frage an Tom: Wie kam es, dass Du ein Geständnis abgelegt hast? Was hat dich dazu bewogen?

 „ (...) Am 20.09.2022 im Gericht (jetzt lief der Computer) wurde von der Richterin einiges vorgelesen. Ich verstand kein Wort.

Der Übersetzer (N., Schullehrer, kein Muttersprachler) erklärte mir, mit/unter ständigem Dazwischenreden der beiden Beamten hinter mir (S.S. und G. D.), was man mir eigentlich genau vorwirft; erst jetzt erfahre ich das.

„Er bleibt verhaftet“ - Richterin. Vorher sagte keiner, dass ich verhaftet bin und auch nicht wegen was. Beim Prozess legt der S. natürlich eine „korrektere“ Version vor.

Es war, als ob man mich mit einem großen Hammer auf den Kopf gehauen hätte. Ich sagte Nichts, war aber fix und fertig.

Danach sollten wir (Anwältin, Übersetzer und ich) im Nebenraum warten, bis sich Richterin, PR (Anmerkung: PR=Procuradora=Staatsanwältin) und die beiden von der PJ (Anmerkung: PJ=Kriminalpolizei) beraten haben.

Ich stand neben mir, unfähig zu begreifen, ob alles was geschieht, real ist. Wäre ein Fenster geöffnet gewesen (Nachhinein: Es hätte wohl nicht viel genützt, weil es nur der 1. Stock war), wäre ich wohl gesprungen (nicht um zu fliehen).

Ich hatte seit Freitagabend (jetzt ist es Dienstag) nichts mehr im Magen, drei Nächte ohne Schlaf, ständiges Gebrülle, Beschimpfungen, Anfeindungen, Beleidigungen…..

Dann sah ich aus dem Fenster wie meine Ruth dasselbe Gebäude (ich wusste nicht, dass sie da ist) mit einer Dame (wohl ihre Pflichtverteidigerin) verlässt und in Richtung ihres Polos, der auf dem Parkplatz vorm Gericht stand, ging. Sie wirkte völlig fertig, gebrochen, aufgelöst, das Gesicht tränenverschmiert. Ich konnte und wollte nicht mehr.

Soll sie jetzt dasselbe durchmachen, was sie mit mir seit Tagen machen?

Ich wollte sie schützen und dem Ganzen ein Ende machen.

Sie wollen von mir etwas? Sie kriegen es! Sofort!

Ich dachte fieberhaft über das, was mir vor Kurzem vorgeworfen wurde, nach und konstruierte daraus eine Geschichte, mehr oder weniger so, wie sie es vorher vorgetragen haben.

Die Geschichte mit dem „Schleppen von Leichen auf einer Decke oder Teppich“ erschien mir blöd, weil bei der Busca (Anmerkung: portugiesisch für Hausdurchsuchung) am 17.09.2022 weder Schleif- oder Blutspuren auf der Strecke gefunden wurden (was der Fall sein musste), also „nahm“ ich unsere Schubkarre (noch ev. Blutspuren von den Hasen) dafür.

Feuer?

Wir haben ja sowohl einen Diesel (Pick-up), als auch beide Benziner Pkw´s und einige Benzingetriebene Geräte (Motorsäge, Motorsense) zu Hause, also „habe ich“ diese benutzt. Wie der Ausdruck Benzol überall reinkam, ist mir ein Rätsel (wohl der Übersetzer)

--> Die beiden (PJ) waren so stolz auf vollbrachte Arbeit, dass sie sich beglückwünschen ließen (über Handy), während ich das Zeug auf Portugiesisch vorgelesen bekam und unterschrieb.

Sie haben mich zermürbt, ich konnte nicht mehr und wollte dem Albtraum ein Ende machen.

Hätte man mich des Kennedy – Mordes beschuldigt oder Verursacher von Covid – 19 zu sein, hätte ich gestanden.

Es war mir (meinetwegen) egal. Die ganze Zeit dachte ich, mit diesem „Geständnis“ die Ruth heraushalten zu können, weil jetzt hatten sie ja ihren „Schuldigen“.

Leider war dem nicht so, was ich erst mehrere Wochen danach erfuhr. (Anmerkung Steffi: Tom und Ruth hatten ab dem 17.09.2022 ein striktes Kontaktverbot, das erst Ende März/Anfang April 2024 nach der Urteilsverkündung aufgehoben wurde) (...)"

© Urheberrecht. Alle Rechte vorbehalten. 

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