Hallo und Grüße an alle, die unseren Fall verfolgen, aus der Gefängniszelle von Terceira!
Am 07.11.2024 stand gegen 10 Uhr morgens von jetzt auf gleich die Polizei vor meinem Tor und hielt mir ohne viele Worte einen Haftbefehl (nur in Portugiesisch) unter die Nase und sagte, dass ich einen Koffer packen und sofort mitgehen muss. Ich war komplett vor den Kopf geschlagen. Wohin mit den Tieren? Was passiert mit den Hunden, Katzen, Hasen, Hühnern und Ziegen?
Ich durfte eine Freundin auf der Nachbarinsel anrufen, weil ich auf Pico niemanden habe. Bis auf meine Anwältin, die aber krank ist und seit Monaten nicht zu erreichen ist. Ich hatte es trotzdem probiert, aber negativ. Bat die Polizei sie zu informieren, ebenfalls negativ. Meine Freundin konnte sich erst abends auf den Weg machen, weil es da erst die Fährverbindungen zugelassen haben, um für die Tiere als Notlösung da zu sein.
Der Polizei war es egal, der Koffer musste gepackt werden, und weg zur Wache in Madalena. Dort warten. Sie haben mich auf eine Holzbank „geparkt“ und dann hieß es, ich komme nach Faial ins Gefängnis. Gegen 15 Uhr wurde ich zur Fähre gefahren, in Handschellen, mein erstes Mal. Nicht schön, dann auf der Fähre wurde umdisponiert, nun hieß es, auf die Wache nach Horta. Die Beamten im Transportfahrzeug staunten nicht schlecht, als es hieß auf die Wache. Dort kam ich in eine Zelle, bei der sich die in der ich jetzt bin als Luxus zu bezeichnen ist. Sie war 1,80m x 2,00m groß, ein kleines vergittertes Fenster offen, ohne die Möglichkeit zu schließen (gekippt, klar nicht ganz offen). Sehr dunkel, trotz einer in einer Nische vergitterten Glühbirne. Ein Betonbett, am Fußende ein Plumpsklo, wo man nur die Füße aufstellen konnte, keine Kloschüssel und das Wasser lief ständig in diesem Klo. Einen Schritt vom Klo auf der anderen Seite ein aus Beton gegossenes Waschbecken, bei dem der Hand [vielleicht ist Hahn gemeint] so eingemauert war, nur die Hände runterzustrecken, keine Seife, keine Möglichkeit zu trinken.
Ein provisorisches Handtuch bekam ich, konnte mich nicht umziehen, waschen oder so. Alles wurde mir abgenommen, Brille, Handy (klar), die Schnürsenkel aus den Schuhen, die Haarnadeln (Plastik). Einfach alles bis auf die Sachen, die ich am Leib hatte. Dann fiel die Tür zu, diese hatte nur ein Miniguckfenster, in dem ein kleiner Wasserbecher (ca. 0,2 l) mir gereicht werden konnte. Wasser oder eine Flasche gab es nicht. Für jedes Glas musste ich klingeln.
Abends wurde ein Hamburger mir als Essen gegeben. Dafür durfte ich raus einige Meter und diesen an einem Tisch essen. Dann war es Nacht. Die Zelle ging zum Innenhof, wo sie vor der Tür rauchten, und es wegen des ständigen Durchzugs schön in die Zelle kam. Das Wasser im Klo lief ständig und ununterbrochen. Es wurde gesagt, wenn sie es ausstellen, hätte ich kein Wasser mehr. Auch keine Lösung. Gut. Frühstück war ein Papseco (Brötchen, die man eher als mittleres Toastbrot bezeichnen kann, weil man es auf Flummigröße zusammendrücken kann) mit 1 Scheibe Käse, fertig. Die wurde mir in die Zelle gereicht. Mittags gab es ungelogen ¼ Salatblatt, ½ Scheibe Tomate, 2 Zwiebelringe, 3 Streifen Schnitzel ohne Panade und 2 Esslöffel Reis. Selbst ich, die nicht viel isst, war es definitiv zu wenig.
Am Nachmittag, ich bat um Anruf bei der Botschaft, ging die Tür auf, und ich dachte, dass ich telefonieren darf. Nein, mir wurde die Verlegung nach Terceira angekündigt. Flieger ginge gleich, wir müßten los. Wieder fragte ich nach Kontakt zu meiner Anwältin, negativ. Die Polizei hätte sie nicht erreicht und mehr können sie nicht machen, war die Antwort. Dann ging es im Flieger nach Terceira und weil es abends war oder keine Kapazitäten da waren, in einem Zivilfahrzeug zum Gefängnis. Ankunft ca. 20 Uhr, hatte ja kein Handy und keine Uhr mehr. Wieder wurden alle Sachen durchsucht, ein paar Teile durfte ich mitnehmen, nur das Nötigste, weil ich in der „Anpassung“ bin. Drogentest war negativ (nehme ja nichts). Dann kam ich in einen separaten Bereich in eine Zelle, die größer als bei der Polizei war, innen aber auch vergittert, außen sowieso, aber wenigstens konnte ich dort duschen.
Nach dem Frühstück kam ich auf einen Patio und konnte mich dort alleine sportlich betätigen. Zum Glück habe ich Bücher (5 sind erlaubt) mitgenommen und darf eines nach dem anderen lesen, d.h. ich muss eins bzw. meins abgeben und bekomme dann ein anderes ausgehändigt, so dass ich nur 1 Buch auf der Zelle haben darf. Keine Schuhe mit Schnürsenkeln, angeblich nach der Anpassung. Sonst auch keine Klamotten mit Gürtel, Bändern usw.
Nach 2 Nächten dort, kam ich morgens in den Block der Frauen. Einzelzelle, weil noch in der Anpassung. Dort bin ich bis heute 21.11.24 abends noch. Freitags ist Waschtag (endlich, weil von Hand waschen geht zwar, nur es wird tagelang nicht trocken, außerdem ist es verboten, etwas an die Fenster zu hängen. Bei der Luftfeuchtigkeit ist es besser es in die Wäsche zu geben.
Nach der Anpassung habe ich vorm Fenster beobachtet, ist es möglich, hier zu waschen. Den Ablauf muss ich dann erfragen, zumindest bei die dunklen 40°C-Sachen. Bei den weißen war ordentlich Klorix dabei, klar zum Desinfizieren, man weiß nicht, welche Sachen hier umhergeistern. In der Gefängniszeitung war ein Artikel über Intimhygiene von Frauen. Einen Krus gab es da … Sorry, das ist eine Aussage, schon ein Grund in einer Einzelzelle zu bleiben. Brrr.
Habe vergessen zu erwähnen, in der ersten Zelle unten gab es noch keinen Stuhl, den habe ich erst hier erhalten. Gut, nun bin ich abgeschweift.
Morgens bzw. vormittags darf ich separat einen kleinen Hof, alleine versteht sich, habe es heute ausgemessen 4m x 6m und wenn die Betonflächen überall gleich sind, dann ist der normale Hof 24x größer. Ferner ist der kleine Hof von einer 5-5,50m hohen Betonmauer eingefasst. Der Große auch, aber die Höhe muss ich später noch abschätzen. Ein Basketballkorb hängt da, aber die Frauen hier spielen nicht und ziehen es vor zu rauchen, zu sitzen und zu schwätzen, selten sehe ich vom Fenster (ich darf nicht so lange draußen bleiben wie die „normalen“), dass eine Frau spazieren geht, von Sport oder Gymnastik ganz zu schweigen.
Am Aushang steht, dass es wohl 2x die Woche 1h Gymnastik gibt. Habe mich dort mit einem Bittschreiben (Pedido) angemeldet, aber noch keine Antwort bekommen. Alles, was man haben möchte, braucht ein schriftliches Pedido. Für eine weitere Decke, weil es nachts kalt wird à Pedido, für eine weitere Nummer auf der Anrufliste à Pedido, für eine weitere Tasse à Pedido, also für alles, was man irgendwie möchte, ob die dann auch autorisiert werden, steht auf einem anderen Blatt. Unglaublicher Aufwand, weil so gut wie alles dem Direktor vorgelegt werden, und von ihm dann autorisiert werden muss. Gut, wenn die das so wollen, schreibfaul bin ich nicht.
Der Tagesablauf ist streng geregelt. So weit ich das mitbekommen habe, weil ich die Aushänge nicht ausführlich lesen durfte. Geht es um 8 Uhr mit dem „Wecken“ bzw. guten Morgen los, aber da alles hellhörig ist, rühren sich die anderen Frauen schon. Angezogen + Bett muss bis 8:15 Uhr fertig sein. Dann höre ich, dass die anderen zum Frühstück aufgeschlossen werden. Ich bekomme es auf die Zelle, dann werden alle wieder eingeschlossen und später zum Hofgang aufgemacht, aber die Zellen nach Verlassen wieder abgeschlossen. Einschluss vor Mittagessen. Aufschluss zum Mittagessen, danach wieder Einschluss mit Mittagspause. Aufschluss zum Hofgang. Einschluss, dann wieder Aufschluss zum Abendessen, dann wieder Einschluss und fertig. So sieht der Tag hier aus.
Manchmal wird man gerufen und muss sofort zur Stelle sein, z.B. heute hatte ich ein Gespräch mit der Psychologin hier (heißt auch Rita …) da wirst du weggeholt, egal, was du gerade machst und musst Folge leisten. Telefonieren geht nur bei Ausgang, d.h. Vor- und Nachmittags für max. 15 Min. und nur 3 verschiedene Nr. pro Tag darf man von den 10 Nummern der Liste anrufen. Man wird auf sehr wesentliche und essenzielle Sachen beschränkt. Kopiere, Schreiben am PC ist nicht, nur per Hand, kein Handy (klar), kein Fotoapparat (auch klar). Es bleiben lesen, schreiben, studieren und lernen. Mit Schreiben kann der Tag auch gut vorangetrieben werden. Also werde ich auch weiter auf dem Laufen halten und bei Fragen, bitte schreiben.
Vielen Dank für euer Interesse und bis zum nächsten Mal,
Eure Ruth
© Urheberrecht. Alle Rechte vorbehalten.
Wir benötigen Ihre Zustimmung zum Laden der Übersetzungen
Wir nutzen einen Drittanbieter-Service, um den Inhalt der Website zu übersetzen, der möglicherweise Daten über Ihre Aktivitäten sammelt. Bitte überprüfen Sie die Details in der Datenschutzerklärung und akzeptieren Sie den Dienst, um die Übersetzungen zu sehen.